Fluid Mosaic Model
Ein Leben steckt im anderen, meistens sind es sogar zwei, drei, vier und manchmal eben auch fünf. Ein Leben steckt im anderen und manchmal fällt das eine ganz langsam ab, erst wird es von den Umständen und dem Wetter aufgeraut und nach und nach kommt etwas anderes zum Vorschein, etwas Neues, etwas, das nun den Standard und Alltag, die Routine und die eigentliche Form bildet, während das vorherige sich manchmal in Fetzen löst, ab und an aber auch einfach abgetragen wird, sanft und so, dass man gar nicht spürt, wo es anfängt oder aufhört, irgendwann ist es einfach nicht mehr richtig zu sehen und nur noch als Schleier vorhanden, von dem man aber auch nicht so genau weiß, ob er wirklich existiert oder man ihn sich einbildet, ob das eine optische Täuschung ist oder ein Rest, dem man beim Vergehen zuschauen kann (obwohl ja auch das eine Legende ist, denn Abschied, wenn man ihn haben darf und er sich lange zieht, fühlt sie nie so an, wie man denkt, dass Abschied sich anfühlen müsse, vorher nicht und nachher auch nicht, am Ende ist vermutlich genau das sein eigentlicher Charakter, dass man immer denkt, man bekäme ihn nicht richtig zu fassen). Ein Leben steckt im anderen und wir tun gut daran, uns darauf einzustellen und das nicht zu verleugnen, denn am Ende richtet sich eh niemand nach uns, die Gezeiten nicht und die Winde nicht und im Weg herumstehende Schicksalspfosten sowieso nicht, das passiert halt einfach und im Vergleich haben wir ja dann doch eher die Konsistenz und die Bedeutungsschwangerschaft von Glühwürmchen, deswegen sollten wir besser einmal darüber reden, wie wir damit umgehen, wenn wieder so ein Wind kommt, wenn wir uns häuten müssen und damit ja auch umgezogen werden, wir werden sprechen müssen darüber, wie wir einander noch erkennen, welche neuen Wege wir eventuell auch vorher schon mal ablaufen können, um nicht ganz neu zu sein, um nicht plötzlich ahnungslos und mit neuer Fassung herumzustehen, vor der uns niemand gewarnt hat. Vielleicht können wir einen Entwurf machen, die Möglichkeiten durchspielen, nur ein einziges Mal, um einen Gedanken dorthin gesetzt zu haben, wohin vielleicht ein Fuß folgen wird, wir könnten es wagen, damit zu rechnen, ohne haltlos zu werden, eine Art Gewebe bilden, das sich mitformt, Doppellipidschichten, ein inneres Fell, das nicht als nächstes dran ist, sondern erst einmal Bestand hat, irgendwas. Irgendwas.