Sicuro come il cielo è blu l’autunno arriverà

Am frühen Morgen sirrt und summt es, während die Sonne an den Ästen vorbei auf die Steinstufen klettert. Man kann an genau diesem Platz besonders gut sitzen, wenn man die Welt noch nicht versteht, oder irgendetwas anderes, wenn es noch zu früh ist, um zu sprechen und schon zu spät, um nur zu liegen. Man kann warten, bis die Ameisen kommen und die Zehen umkreisen und wenn der Nacken brennt, zieht man auf die kleine Bank an der nachtkühlen Hauswand um, in den Halbschatten, die Steine an den Schulterblättern wie eine korrigierende Hand. Warten, bis im Nebenzimmer die ersten Schritte zu hören sind, barfuß auf Fliesen, das Quietschen der Terrassentür, das leise Einatmen, tagsüber immer alles offen stehen lassen. Siebeneinhalb Schritte bis zu den zwei Steinen. Fünfzehn bis zu den blauen Blumen, eine Handbreit bis zu den Wipfeln. Die Berge, als habe jemand Papier abgerissen.

Am Strand klettern immer wieder kleine Menschengruppen auf den Stein, der in der Brandung steht. Um auf ihn zu gelangen, muss man bis zu den Knien hinein in die Wellen und dann hinaufsteigen. Alle haben sich irgendetwas ins Haar gebunden, tragen Telefone in den nach oben gestreckten Händen. Sobald sie auf dem Stein stehen, bewegen sie sich, als hätte jemand in ihnen einen Draht angezogen, für das Fotos spannen sie alle Muskeln an, jedes Schienbein wird drapiert. Das eine Mädchen hält die Hand ins Wasser, um sich die Schulter fürs Foto zu benetzen, sie fällt beinahe hinein, versucht das Gleichgewicht zu halten und fängt sich wieder dank Selfiestick. Die andere hat vom Stein aufgeschürfte Fußrücken. „You can post it. We’ll cut it out.“

Beim kleinen Burgerladen in der Kurve am Hang macht der Kellner Licht im Kühlschrank, damit ich besser ein Eis aussuchen kann. Den Espresso trinken wir mit Blick auf das tiefblaue Meer, direkt davor sitzt die kleine Familie, Vater, Mutter, Tochter, Sohn. Die Mutter hat so traurige Augen, dass ich wegsehen muss, ihre Zeigefinger falten sich permanent in ihren weißen Rock, wenn der Vater etwas sagt, zu den Kindern, zu ihr, zu dem Baum, unter dem sie sitzen. Sie wickelt sich die Zeigefinger in den Stoff, als müsse sie sie von irgendetwas abhalten. Als liefen sie Gefahr zu entwischen.

Die sandpapierfarbenen Kühe neben den roten Stämmen der Korkeichen.

Abends neben der Bank auf den sonnenwarmen Steinen sitzen, Rotwein aus Nutellagläsern trinken, auf den zerfurchten Hund warten, der sich fürchtet vor Menschen, die stehen. Auch vor solchen, die hocken, aber vor denen etwas weniger, sodass er sich, wenn ein paar Stunden in sicherer Entfernung vergangen sind, sogar traut, an einem vorbei zu schleichen, nur um mal zu schauen, ob nicht irgendwo noch ein Keks herumliegt, ein Krümel, ein Rest. Unsere Rücken nie aus den Augen lassen, die Hände schon gar nicht. Das Vorsichtshalberzittern. Irgendwann das kleine Terrassenlicht ausschalten, den Kopf zurücklehnen, die Sterne tauchen nach und nach auf, beinahe jeder für sich, wie abgezählt, fast ordentlich nacheinander. Nicht einmal sagen müssen, dass man wiederkommt. Auch nicht, wann genau.