Á eftir vetrinum kemur vorið.

Frühling in Berlin

Man schimpft jetzt über das Wetter, das macht man ja immer so, das gehört dazu wie das Schimpfen über den öffentlichen Nahverkehr, das Schimpfen über Menschen, die zu langsam laufen, und Autos, die zu schnell fahren. Man schimpft eben über das Wetter, weil das Wetter es einem nicht recht machen kann. Dabei ist er nun einmal so, der Frühling. Er war ja nie anders. Er war immer unstet und kalt und warm und regnerisch und sonnig. Und wenn er nicht so war, dann war es nicht der Frühling. Sondern was anderes. Ein euphorischer Sommer, ein geduldiger Winter. Aber Frühling ist so, da kannst du dich auf den Kopf stellen, du wirst trotzdem nass. Frühling ist Übergang und darüber schimpft man eben, weil Übergang Unklarheit bedeutet und Überraschung und Unvorhergesehenes und Abschied und auch mal Enttäuschung, aber eben auch Anfang und Sortieren und Loslassen und Sähen und Putzen und nicht mehr so viele Pullover, jedenfalls nicht jeden Tag. Übergang ist immer herumwurschteln und aus dem Bett fallen und sich gewöhnen. Darüber schimpfen Menschen, aber der Frühling versucht nicht mehr, ihrem Wunschbild zu entsprechen, das kann er nicht einlösen. Er kommt einfach jedes Jahr wieder, er wird nicht aufhören damit. Vielleicht bleibt er nicht so lang, aber er kommt wieder. Man wird das Wie nicht ändern können, auch mit Tiraden nicht, das bestimmt nur er selbst. (Menschen glauben so oft, sie wüssten, wie es sein muss. Und vergessen dabei zu sehen, wie es einfach ist.)