Acht Uhr

Glenfinnan

Am Morgen liegt Nebel über dem See. Wir stehen still und sagen kein Wort und über uns fliegt eine Krähe hinweg, so tief, dass wir einen Luftzug spüren. Das Wasser schiebt die Steine so ans Ufer, dass sie leise klirren, das Boot liegt noch, als sei es im Halbschlaf, hinter uns im kleinen Laden gibt es Kaffee und Suppe, draußen sitzt niemand, aus der Regenrinne plätschert es, manchmal hört man ein Auto von der Straße, kein Wind. Alles wartet, alles schaut. / Am Morgen liegt noch Nebel im Tal. Der Himmel wird am Rand schon orange, weiter hinten schieben sich die großen Tanker geräuschlos durchs Bild, der Stier steht wie jeden Morgen angewurzelt und unbewegt, die Fähre wartet noch, in manchen Häusern brennt noch Licht. Oder schon wieder. Als hätten sich die Nordlichter der letzten Nacht am Horizont abgesetzt und zuckten noch. / Am Morgen liegt Nebel zwischen den Häusern. Der Fahrradkurier zieht noch seine Neonjacke zurecht, die Busfahrer sieht man kaum hinter den getönten Scheiben, die Steinplatten auf dem Boden sind nass und rutschig, die große Reklametafel auf dem Dach des Hotels hat die ganze Nacht durchgearbeitet, an den Ecken trifft man sich zum Rauchen. Alle gehen bei Rot, und statt Mänteln trägt man lieber Handschuhe. / Am Morgen liegt Nebel über der Decke. Die Vorhänge fallen auf den Boden wie warmes Wachs, die Füße kalt, die Vögel sind aus dem Hinterhof ausgezogen, der Koffer steht leer neben der Tür, eine Feder auf den Dielen und so viele Hügel. Die Ankunft daheim erst einmal in Bruchstücken, auf die Nachzügler warten wir manchmal Wochen, manchmal Jahre, manchmal noch immer.