Vom Altern

Hand

In der Zeit steht das wundervolle Protokoll eines Paares, das gemeinsam alt geworden ist, und ich lese und lächle und flippe wieder zwischen diesen Gedanken herum, die ich um meinen 30. Geburtstag eh hatte, vor allem weil man früher so viel darüber nachgedacht hat, also über den 30. und was dann sein soll oder eben nicht und wie man sich dann wohl fühlt, und jetzt, wo es soweit ist, da war es einfach so und ich habe nichts mehr hinterfragt, mich nur an dieses Bild erinnert, das ich mal hatte, das aber völlig zerlaufen und verwischt ist und das ich mittlerweile auch gar nicht mehr mag und deswegen weggelegt habe, aber ich erinnere mich an die Zeiten, in denen es mir eine Menge bedeutete, obwohl ich gar keine Ahnung hatte. Also von nix.

Und ich glaube schon, dass man mit mir gut alt werden kann, ich finde das ja schön und kann mir vorstellen, es auch später noch schön zu finden, das Sammeln von Erfahrungen, und Falten mag ich auch. Über die Gebrechen will ich mir noch keine Gedanken machen, das musste ich in meiner Jugend schon viel, und die Sache mit dem Sterben von anderen wird ja auch nicht einfacher, da kann aber auch das Alter nichts dafür, ich hoffe immer noch, dass man für vieles einen Umgang findet oder zumindest nie aufhört, nach einem zu suchen, das ist mir wichtig, dass ich nicht so eine Blumentopfoma werde, die irgendwann aussieht wie ihr Pflanzenkübel, ich meine, im Gesicht, weil sie nichts mehr will und nichts mehr mag, ich möchte mich da eher am Obenrum des Blumentopfes orientieren, also jetzt schon, vielleicht nehme ich meine Palme als Vorbild, da frage ich mich immer, wie die das wohl aushält, also dass ich oft weg bin und vergesse sie zu gießen, aber die wächst so vor sich hin und macht sich bemerkbar, wenn sie das Licht nicht mag, mit dem Rest hat sie sich angefreundet und plötzlich war sie drei Palmen, still und heimlich hat sie sich fortgepflanzt und ist größer geworden, jetz hab ich drei Pflanzen in einem Topf und damit hätte ja wohl niemand gerechnet, vor allem ohne großes Bohei, der Topf ist völlig wurscht, den tausche ich aus, wenn ich Zeit habe, aber vor allem ist die Palme immer noch die Palme und wird zwar langsam etwas schief, aber ich behalte sie, weil sie halt bleibt und wir uns verstehen und sich verstehen, das ist das Mindeste und das Wichtigste. Nicht mehr in Deckeln und Töpfen denken, lieber von innen heraus.