Vielleicht sind wir am Ende doch diejenigen, die es noch einmal anders machen müssen als alle anderen.

Kreuzberg

Früher hatten wir Angst, heute Respekt. „All die Freunde für immer“ steht uns mit Kugelschreiber auf die Lippeninnenseite gekritzelt, „Und das Herz auch“ mit Geheimtinte auf der Zunge. Das Blinken des Handys erinnert uns daran: Nie vergessen zu sprechen, niemals aufhören damit. Und wenn wir dann auflegen und verschnaufen müssen, der Kopf ganz rot vom Gesagten, das Herz ganz aufgeregt von dem Atmen dazwischen, dann hat er wieder einmal Recht gehabt, der Bauch, dann weißt du auch eigentlich schon, dass sich wieder etwas ändern wird, ohne dass du es angestoßen hast. Das sind diese Momente, in denen Veränderung so nah an dir passiert, dass deine Wimpern sich bewegen davon, Momenten, in denen du die Luft anhältst und trotzdem Schluckauf bekommst, weil so Leben geht, genau so und nicht anders, immer am Rand von Ja und Nein und am Ende nur einen Wimpernschlag entfernt vom endgültig mitgerissen werden, eine Hand am Steuer und die andere im Wind. Diese Momente, in denen du das erwachsen werden fühlen kannst ohne Angst und Anti-Falten-Creme und ohne Seufzen und Wehmut sondern mit aufgerissenen Augen und glänzenden Handflächen, unser Durst ist noch nicht gestillt, es fängt immer gerade erst an, auch wenn es vorbeigeht, ohne letzte Sätze keine neuen Kapitel. Früher hatten wir Ferien, heute haben wir Pläne.