Patellarsehnenreflex.

In the middle of the bed

I know what it’s like. When you lose someone who is your home, you know, your only home in the world. When that happens, you think: Oh fuck! I should’ve had a backup home. Another person, a place, a thing, something to make me feel safe and I don’t have that. And now I’m lost.“

Charlie Countryman sitzt auf der Stufe eines Restaurants, während er das sagt und ich wüsste wirklich gern, wie er das hinbekommt, diese Formulierung, nach all den Strapazen und Verlusten, die ihm in den 36 Stunden zuvor passiert sind. Ich weiß jedenfalls nicht mehr, was genau er gesagt hat, aber es ist wichtig, worum es geht, nämlich um das letzte Bild, das Bild, was du mitnimmst, wenn jemand geht, und darum, dass das letzte Bild oft ein schlimmes ist, das sich in deinem Kehlkopf festbeißt, sodass du nichts mehr sagen und nicht einmal mehr schlucken kannst, dieses Bild, das du spürst und siehst, auch wenn du schläfst und vielleicht gerade dann, das sich in jeder U-Bahn-Scheibe spiegelt und im Supermarkt im Regal sitzt, das Bild, das du mitnimmst, weil es das letzte war, was du gesehen und gehört und gespürt hast, vielleicht nicht einmal das letzte, aber das größte, weil danach nichts kam, das einen Gegenwert geboten hat, deswegen nimmst du das Bild mit, deswegen spuckst du es nicht aus, weil du gar nicht weißt, wofür und wohin.

Die Kunst besteht darin, und auch die Notwendigkeit, dieses letzte Bild abzuschütteln irgendwann, die Kraft aufzubringen, sich loszumachen, es sich vom Hals zu reißen, auch wenn man in genau dem Moment noch nicht weiß, ob das wirklich funktioniert, weil es strampelt und einen quält und irgendeine magnetische Superkraft hat, die macht, dass es auf allem klebt, was danach passiert, und alles einfärbt. Und es braucht dringend mehr innere Petitionen, jeder eigene Zentimeter Haut muss mitmachen und aufbegehren, dieses Bild loszuwerden, nicht zu vergessen, aber von der Wand zu nehmen und in den Keller zu bringen, wo es warten kann, bis es nichts mehr bedeutet, wo es warten muss, bis es nicht mehr mit einem spricht jedes Mal, wenn man daran vorbei ins Bad läuft, wo es zu warten hat, weil es verdammt nochmal sein muss, dass es den Mund hält, weil man so nicht leben kann, wenn einen die Vergangenheit ständig schräg von der Seite anquatscht, weil man nicht leben kann, wenn man nicht loslässt, was sowieso nicht bleiben will, weil man sonst nämlich verheddert in den Seilen hängt und keinen aufrechten Gang hinbekommt, weil man sich sonst immer wieder in Dingen verstolpert, die nichts mit dem Weg zu tun haben, die aus dem Hauseingang gesprungen kommen, nur weil sie’s können und nicht weil sie etwas wollen oder eine Ahnung geschweige denn einen Plan haben. Hüpfen schön und gut, aber nicht auf meinen Fuß.

Das Wegziehen im richtigen Moment, ist der Reflex, den es zu üben gilt. Nicht die Deckung von Anfang an, aber die Achtsamkeit zu wissen, wann genug ist. Und welches Bild es wert ist, in der Tasche herumgetragen zu werden. Die guten Dinge von dem, was war, irgendwo behalten in einer kleinen Schachtel und die verbummeln, erst einmal nicht wiederfinden, aber wissen, sie wird schon irgendwo sein, alles andere auf die Straße stellen, vielleicht nimmt es jemand mit.

I have a feeling about this. And I don’t get a lot of feelings. Not clear ones anyway so when I do get a feeling like this one, I try to trust it.“ (Charlie Countryman)