Nach Tagen oder Wochen
Das Ortsschild passieren, etwas wiedererkennen, den Müll im Fußraum schon einmal zusammenschieben, sich im Rückspiegel kurz anschauen und nicht mehr an der Tanke halten. Die Fortschritte der Baustelle erkennen, manchmal einen Nachbar auf der Straße, der gerade vom Einkaufen kommt. Und dann dreht man den Schlüssel im Schloss um und es riecht seltsam und noch fremd, erst ins Bad, dann durch die Zimmer mit dem Blick in den Hof und einmal kurz lüften und auf den Balkon treten und dann schnell wieder reingehen und noch keine Musik anmachen sondern sich einfach kurz auf’s Bett legen und die Decke anschauen, um sich dann aufzusetzen und die Taschen noch nicht auszuräumen, um dann einen Kaffee zu machen und die kalten Füße zu bemerken und den Wäschehaufen und das Rattern der Listenpunkte und was man davon zuerst und was erst später machen sollte und könnte und müsste – und denken, dass eigentlich immer eine Stunde Pause sein sollte zwischen dem Moment, in dem man die Tür aufschließt und dem Moment, wo man wieder zuhause ist, eine Stunde Beatmungszeit, in der man sich wieder aklimatisieren, einspielen und langsam in den gewohnten Modus fahren kann, eine Stunde Stillstand, in dem die Wolken anhalten und man den Kopf auf die Tischplatte legt, um zu horchen, ob alles ist wie vorher. Um Veränderungen bemerken zu dürfen und sich an den veränderten Takt zu gewöhnen, die Füße flach auf den Boden zu stellen und wieder hier zu sein, weiterzumachen. Und sich nicht darüber zu ärgern, dass man das Tempo so schnell verlernt, denn das ist ja der Sinn des Meerblicks, das muss ja so sein. Das ist ja der Grund.
Kommentare
Meerblick konservieren…
den Meerblick konservieren, wenn man erst zuhause ist umfangen einen die gewohnten Abläufe und Gerüche schon mit dem Hereinkommen.
Ein schöner Text von Liz, war wohl gerade im Urlaub am Meer :)…
Und dann dieser ganz spezielle Duft des Holzes des Hauses, den es nur in Salzluft gibt. Die Luft ist ein kleines bißchen schwerer als gewohnt und beim Atmen legt sich ein Film auf alles Innere. Und das gibt diese besondere Ruhe. Nur dort.
Ich habe das Gefühl, du hörst zu viel Musik! 😉
Schöner Text…, konnte deine Beschreibung mit eigenen Erinnerungen in Verbindung bringen, oder besser: eigene Erinnerungen wurden wieder bewusst – das Gefühl…