La Gomera #4

Tom & Nina fertig und vor allem gern gelesen, wie sie sich im Buch immer wieder ausloten und vermessen, körperlich und vom Radius her. Dessen, was man aushalten kann, sehen will und wo man sich zuhause fühlt oder tatsächlich ist. Eines der besten Geräusche in diesen Tagen sind die runden, vom Meer hin und her geschobenen Steine, die mit Poltern und dumpfen Schlägen unterm Wasser übereinander rollen, sich noch runder scheuern, einander die Kanten abschleifen. Einer der besten Momente jeden Sommer ist der Halbschlaf am Strand, in dem man immer wieder kurz in die eigenen Tiefen rutscht und dann, wenn man wieder heraufkommt, draußen im echten Wind und auf diesem Handtuch alles dreimal lauter hört als vorher. Nicht nur weil man noch nicht gucken kann, weil alles hell und grell und bunt ist, sondern weil man wie an einem Seil zurück in den Wachzustand klettert, in dem alles andere einfach weitergemacht hat. Niemand merkt, wenn du schläfst. Wenn du Pause machst. Niemand wartet, nur weil du nicht hinsiehst. Zeit haben, lange aufs Wasser zu sehen und über das Blau nachzudenken, darüber, welche Nuancen mich an wen erinnern. Vielleicht wohne ich gerade einen Zentimeter unter der Horizontlinie hinten links. Am nächsten Morgen mitten im Wetter aufwachen, mit nackten Füßen auf den von der Nacht kalten Steinen stehen, nicht weiter sehen können als fünf Meter, hinter der Agave ist Schluss. Auch ganz beruhigend. Meine Liebe zu den Übergängen und Überhängen wiederentdeckt, zu dem, was man so gern abschneiden will, weil es unbequem ist oder rauh, weil es sich nicht einordnen, wegverräumen lässt, zu dem Nebel im Lorbeerwald, der alle paar Meter woanders steht, zu dem Licht, das sich nicht entscheidet, weil es sich nicht entscheiden kann, an den unsauberen Kanten passiert immer am meisten, an denen bleibt man wach. Daneben der Wunsch, niemals ohne Anfänge zu sein.