Die siebzehnte Woche Jahr
Dass Tage selten enden, wie sie beginnen, ist etwas Gutes. Dieser eine endet in der Weinbar am Platz, in der ich letztes Jahr zweimal saß und während beiden Malen dachte, das machen wir jetzt öfter, denn hier fällt genau diese Abendsonne hin, die man manchmal braucht, die den Tag hebt, obwohl er bald vorbei ist, die nichts von einem will. Jetzt saßen wir dort wieder und sagten wieder diesen Satz und in den Tagen danach kamen der Hagel und der Regen, aber wir haben jetzt angefangen, dort zu sein und zufällig die Nachbarn zu treffen, und wir hören erst einmal nicht auf damit. Nicht dieses Jahr.
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In der Bahn sitzen zwei neben mir und die eine sagt zur anderen sehr laut: „Do you know that feeling when you’re watching a movie, i mean, really watching and the character is doing something terrible and makes the wrong decision, really wrong, and you think: Why can’t you see?“ Die andere sagt nichts und schaut nur geradeaus. Und jene, die zu ihr sprach, murmelt aufgrund einer nicht erfolgten Antwort in sich hinein: „Why can’t you see?“. Als wären sie beide von der Leinwand gefallen.
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Mal wieder Platten gehört, direkt davor sitzend. Ich kann immer gar nicht weggehen, wenn eine Platte auf dem Teller liegt, weil ich immer denke, gleich passiert etwas in der Mechanik, gleich muss ich eventuell einschreiten, gleich gleich gleich. Passiert aber nie etwas. Das Schöne daran ist, dass man sitzend einfach horcht, nichts tut nebenbei außer eventuell auf die Stelle unter der Heizung oder aus dem Fenster zu sehen.
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Erst kam ich mit dem Rad in diesen weißkrümeligen Regen und nach dem Tropfen und Aufwärmen und Essen und Trinken standen wir noch an dieser Kreuzung. Neben uns versuchten zwei junge Frauen eine Kleiderstange und sich selbst auf einem Fahrrad zu transportieren. Als sie sich schräg über die Straße in Schlangenlinien entfernten, umarmte ich die Litfaßsäule. Man weiß ja nie.
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S. sagt, man könne der Sprache immer anlesen, wenn sie übersetzt sei. Ich sage, man kann der Sprache immer anlesen, wenn sie missverstanden wurde.
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Es gibt diese Menschen, die das hintere Siebzehntel des Lebens noch einmal dazu verwenden, um etwas zu probieren. Oder sich in das fallen zu lassen, was sie über Jahre hinweg lieben gelernt haben. Die tun, was okay ist. Weil sie mittlerweile wissen, dass es okay ist. Es gibt diese Menschen, die auch im hinteren Siebzehntel des Lebens noch ihre eigenen Hände benutzen, sich nicht scheuen, eventuell einen Fehler zu machen, aber immer noch darauf achtgeben, nach vorne zu sehen, auch wenn das Zurückschauen eventuell mehr Weite verspricht. Es gibt die, die wissen, das hier ist auch noch Zeit, die sich zwar von selbst verbringt, aber schöner wird, wenn man mitmacht. Und dann gibt es noch die anderen. Denen auf dem Weg etwas einzementiert wurde und ich kann gar nicht so genau sagen, was es denn nun ist, aber auf jeden Fall war es wichtig für die Beweglichkeit, den inneren Radius, weil der äußere nicht das einzige ist, was zählt. Jene, bei denen der Lichtschalter kaputt ist und die, wenn der Handwerker anruft, ihn nur fragen, warum er sie denn jetzt gestört habe. Manchmal hat man Glück und sie finden im Vorratsschrank noch ein paar Kerzen. Und manchmal hat man eben kein Glück.