Die Sache ist ja die, dass es so viele Sachen sind.

Thema: Zeug

Empfehlungen für die Zeit nach der Endo-Op

Ich habe lange nicht mehr so geschrieben. Also so direkt und unverklausuliert. Aber nachdem ich auf Instagram immer mal wieder erwähnt habe, dass Anfang 2023 bei mir Endometriose diagnostiziert wurde, habe ich sehr viele Nachrichten von Frauen bekommen. In diesen Nachrichten haben sie nach Empfehlungen und Tipps gefragt, endlich eine Diagnose zu bekommen, sie haben Symptome beschrieben und erzählt, bei wie vielen Ärzt*innen sie schon waren, und die meisten von ihnen waren sich unsicher. Unsicher, ob sie es noch mal in einer anderen Praxis versuchen sollen, weil sie nicht ernst genommen wurden, unsicher, ob es ihnen zusteht zu fragen, unsicher, ob ihre Schmerzen stark genug sind, unsicher, an wen sie sich wenden können, weil diese Schmerzen ihr Leben oft beeinflussen.

Vor zwölf Tagen hatte ich eine Gebärmutter- und eine Bauchspiegelung. Und auch darüber habe ich kurz geschrieben und wieder haben sich danach Frauen bei mir gemeldet und nach Tipps gefragt. Ich bin ehrlich, es fühlt sich seltsam an, nach so langer Zeit hier wieder zu schreiben und dann mit diesem Thema auch viel konkreter als früher. Ich möchte beinahe sagen, sachlicher, aber ich weiß gar nicht, ob ich hier so sachlich bleiben kann, wenn ich höre, was Menschen mit starken Schmerzen so alles gesagt bekommen, wenn ich dran denke, was mir selbst jahrelang gesagt wurde. Jedenfalls – ich selbst habe mit mehreren Menschen gesprochen, die schon eine Endo-OP hinter sich haben, und auch ein bisschen in Blogs dazu gelesen. Und die wichtigsten und hilfreichsten Tipps hab ich tatsächlich nur in persönlichen Gesprächen bekommen. Aber den Zugang haben nicht alle, und es kann ja auch teilweise für die Betroffenen anstrengend sein, ihre Erfahrungen zu teilen und andere vorzubereiten auf so eine OP. Ich hatte Glück mit den Menschen, die mir ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung gestellt haben.

Und deswegen wollte ich ein paar Tipps teilen, die die Situation vor und nach einer OP erleichtern können oder die mir geholfen haben. Und natürlich ist dies nicht als medizinischer Rat zu verstehen – man sollte immer aufs eigene Körpergefühl hören und sich natürlich mit Ärzt*innen besprechen.

Vorher

  • Kleidung: Es gibt bereits ganz gute Packlisten im Netz. Ich hab nach der OP gemerkt, dass es für mich sinnvoll war, Unterwäsche ohne Nähte zu tragen. Und Unterwäsche, deren Ränder nicht an den Narbenstellen reiben, weil meine Bauchhaut sehr empfindlich war nach der OP. Meine Zimmernachbarin und ich hatten außerdem beide weite, lange Blusen dabei, damit vermeidet man zumindest im Sommer, dass man eine Hose anziehen muss. Und je weniger am Bauch war, desto angenehmer war es – auch in der Woche nach der OP. Wenn man mag, dass der Bauch eingepackt ist, könnten Schwangerschaftsleggins was sein, deren Bund sehr hoch sitzt. Alles in allem hatte ich zu viel Zeug dabei, ich konnte in den zwei Tagen nach der OP im Krankenhaus eh kaum was machen. Und was fehlt, kann man sich bringen lassen.
  • Periodenunterwäsche: Da es nach der OP noch eine Weile zu Blutungen kommen kann, war für mich Periodenunterwäsche sehr hilfreich. Aber auch hier: gucken, dass die nicht zu eng sitzt wegen Druck am Bauch, Hautreizungen etc.
  • Kaugummi: Das Gas im Bauch kann besser abgebaut werden, wenn man die Darmtätigkeit anregt. Im Krankenhaus gibt’s dafür Kautabletten. Aber Kaugummi schmeckt halt besser und hilft auch.
  • Nachsorgetermin: Macht den Termin zur Nachsorge vorher schon, wenn euer Krankenhaus die Nachsorge nicht übernimmt. Ich hatte die Nachsorge in meiner gynäkologischen Praxis und habe mir den Termin vorher schon besorgt. Meistens ist die Nachsorgeuntersuchung so eine Woche nach OP.
  • Dorf: Man muss das nicht allein machen. Vertraut euch Leuten an. Teilt Gedanken und Ängste. Und lasst euch besuchen und umsorgen. Nach Hilfe zu fragen und Hilfe anzunehmen fällt vielen schwer, aber die Endo-OP ist eine gute Situation das zu üben.

Im Krankenhaus:

  • Narkosegespräch: Falls ihr schon mal eine Vollnarkose nicht gut vertragen habt, sprecht mit den Narkoseärzt*innen darüber. Übelkeit kann vorgebeugt werden. Weil Kotzen nach so einer OP noch unangenehmer ist als eh schon.
  • Gas: Eine Freundin hat mich auch drauf vorbereitet, dass die Auswirkungen vom Gas, das nach der OP teilweise noch im Bauch verbleibt, sehr unangenehm sein können. Das Gas kann aufs Zwerchfell drücken, auf Nerven, manche haben Schulterschmerzen oder Rückenschmerzen, man rülpst und hat Blähungen. Was helfen kann, ist Bewegung, damit der Darm in Gang kommt und das Gas schneller absorbiert wird. Da sollte man aber sein eigenes Tempo finden. Wenn ihr euch noch nicht nach rumlaufen fühlt, lasst euch nicht stressen. Meine Zimmernachbarin war schneller auf den Beinen als ich, hatte aber auch einen höheren Druck, weil das Gas bei ihr mehr Schmerzen verursacht hat. Mir haben Schultermassagen, manuelle Therapie und tatsächlich auch langsames Gehen sehr geholfen, mit den Schmerzen klarzukommen. Und Kaugummi.
  • Kissen unter die Knie: Ich fands sehr angenehm mit Kissen unter den Knien zu schlafen und sie nicht selbst anwinkeln oder oben halten zu müssen. Meine Zimmernachnbarin hat sich sehr verkrampft dabei, die Beine selbst anzuwinkeln. Lasst euch Kissen von den Pfleger*innen drunter schieben, dann habt ihr weniger Spannung auf dem Becken und den Knien.
  • Krankschreibung: Ich hab vom Krankenhaus keine Krankschreibung bekommen, sondern nur eine Bestätigung über den Aufenthalt. Die Krankschreibung holt man sich bei der gynäkologischen Praxis. Wenn man in dem Quartal schon da war, kann man die auch telefonisch bekommen, wenn man die OP vorher schon angemeldet hat und sowieso zur Nachsorge hingeht.
  • Kissen für die Fahrt nach Hause: Lasst euch zwei Kissen mitbringen, wenn ihr mit dem Auto nach Hause gefahren werdet. Eins für unter den Po und ein dünnes für vor den Bauch und zwischen den Gurt (ein dünnes, weil sonst der Gurt nicht mehr so arbeitet, wie er arbeiten soll – gleicher Grund, warum man keine Daunenjacken im Auto unterm Gurt tragen soll). Es ist sehr angenehm, nicht den direkten Druck auf dem Bauch zu haben.

Danach zu Hause

  • Darm: Im Krankenhaus hat man mir dazu nichts gesagt, eine Freundin hat mir aber rettende Tipps gegeben. Der Darm kann nach der OP sehr bockig sein. Man kann Verstopfung kriegen. Wartet nicht, bis ihr euch vor Bauchschmerzen krümmt. Es gibt in der Apotheke Glycerin-Zäpfchen oder Klistiere, die helfen können, den Darm aufzuwecken.
  • Lagerung: Man wird bei der OP ja etwas funny gelagert und sowieso ist durch die OP und das viele Liegen große Spannung auf dem Becken und der Hüfte. Im Bauch und Becken ist einfach viel los, und der Körper merkt das. Das kann zur Folge haben, dass sich Faszien und Muskeln verspannen und zusammenziehen. Manuelle Therapie, leichte Massage, sanfte Mobilisierung kann helfen, damit man kein Betonbecken bekommt.
  • Narbenpflege: Man braucht keine fancy Narbencreme, ich hatte dazu ein längeres Gespräch mit einer Apothekerin. Kann man machen, muss man aber nicht. Ihr könnt auch einfach eine klassische Wund- und Heilsalbe nehmen und die Narben sanft massieren – aber erst wenn sie vollständig geschlossen sind. Damit die Narben nicht verkleben oder Spannung aufs Gewebe drumherum aufbauen.
  • Zeit und Ruhe: Für mich die zwei wichtigsten Sachen. Gebt euch Zeit. Man empfahl mir, mindestens zwei Wochen nicht zu arbeiten. Mit Betonung auf mindestens. Ich zitiere meine liebe Freundin L.: „Alles, was man dem Körper dann nicht an Ruhe gibt, holt er sich später zurück.“ Ihr habt das Recht euch zu erholen und schmerzfrei zu werden. Und ich habe mich nach der OP so umgerührt gefühlt, dass ich tatsächlich sehr viel Ruhe brauchte. Achtet darauf, wann ihr Schmerzen bekommt, was ihr braucht.
  • Mobilisierung: Es gibt Leute, die nicht so verspannt sind. Ich kenne jedoch mehrere Menschen mit Endo, die sich durch Schmerzen eher verkrampfen – mich eingeschlossen. Man findet auf YouTube Yin-Yoga-Videos für nach der Bauchspiegelung, leichte Mobilisierungsübungen, die man aber auch nicht zu früh machen sollte. Auch hier würde ich sagen: Hört auf euren Körper. Man kann sich selbst mit ein bisschen Öl sehr gut den Bauch „massieren“, sanft nachspüren, wo Gewebe schon weich ist und wo noch eher fest. Man kann das aber auch Ergo-/Physio-Therapeut*innen machen lassen (wenn man denn ein Rezept und einen Termin bekommt).
  • Magenschleimhaut: Je nachdem, wie viel Schmerzmittel man so nimmt, kann ich nur empfehlen, auf die eigene Magenschleimhaut aufzupassen, die von viel Paracetamol oder Ibuprofen angegriffen werden kann. Dafür gibt es schützende Magentropfen. Oder man isst vor Einnahme der Schmerzmittel, das hilft auch schon.
  • Antientzündliche Ernährung: Das wird ja Menschen mit Endo eh oft empfohlen. Und ist nach der OP auch von Bedeutung.

Das sind die Dinge, die ich mir notiert habe, oder die ich gerade noch ausprobiere. Vielleicht habt ihr ja noch hilfreiche Tipps, die in dieser Liste fehlen. Schreibt sie gern in die Kommentare und ich nehme sie mit auf.

Letzten Januar habe ich diese Zeilen geschrieben und nie veröffentlicht

Es gibt Tage, da gehe ich nicht raus. Da klebe ich vor dem Rechner, den Kopf in E-Mails und der Tag rauscht an mir vorbei, als käme er irgendwann nochmal. Als würde er sagen: „Passt schon, ich komm später nochmal vorbei.“ Und abends sitze ich dann da und gucke in die vom Tag übrig gebliebenen Baumwipfelschatten und ich denke jedes Mal, das kann es doch nicht sein, dass man vom Arbeiten zu müde ist, um mehr zu tun als herumzuliegen. Mir wird doch später nicht einfallen: „Ach weißt du noch, der Januar, da hab ich meinen Kopfabdruck in die Kissen gelegen, was waren das für Zeiten!“

Jalousie

Im Wartezimmer sitzt mir gegenüber eine ältere Frau. Sie wurde gebracht, ihr hilft ein junger Mann, ich vermute, Anfang 20, vermutlich macht er gerade Zivildienst. Sie hat die gleiche Frisur wie meine Uroma damals. Von vorne sieht es aus, als hätte sie einen Zopf, doch wenn man sie von der Seite anschaut, bemerkt, dass die kürzeren grauen Haare so nach hinten gekämmt wurden, dass es nur den Anschein eines Zopfes macht. Diese Frisur bekommen Frauen, wenn sie zu alt sind oder zu gebrechlich, um sich selbst die langen Haare zu waschen, zu kämmen und zu flechten. Meine Uroma hatte einen Zopf bis zu den Pogrübchen, der unten immer dünner wurde und jeden Tag geflochten und dann zu einem Dutt gesteckt wurde. Das war Omas erste Niederlage, als der Zopf abgeschnitten wurde. Sie war unglücklich darüber, ich erinnere mich noch.

Die Dame im Wartezimmer hat sich schick gemacht, ein wenig. Eine rosa Strickjacke über dem naturweißen Wolloberteil, Slipper in Schlangenlederoptik. Oder ist es Krokodil? Irgendein Tier jedenfalls, und die Handtasche beinahe passend. Und Hosen. Hosen hat die Uroma auch immer getragen, aber nur im Winter. Wenn Oma die Hosen trug, wusste man, kälter wird’s nicht mehr. Sonst trug sie immer Röcke mit Strumpfhosen.

Als die Frau vom Zivi hineingebracht wird, mache ich ihr den Platz neben der Tür frei, damit sie nicht quer durchs ganze Wartezimmer wackeln muss. Sie bedankt sich und sitzt nun in der Sonne, aber die ist ihr zu hell, sodass sie sich auf die Lehne und in den Schatten stützt. Sie schaut nur. Beinahe eine Stunde. Und sieht müde aus. Der junge Mann zockt auf dem Handy, ich lese das Buch von Nina Kunz, das N. mir zu Weihnachten geschenkt hat. Die Dame schaut nur, in die Gegend, ins Nichts. Manchmal fallen ihr die Augen zu. Sie ist blass. Durch ihre Haut sieht man die dunklen Adern auf den Händen, im Gesicht. Die Handtasche hat sie die ganze Zeit auf dem Schoß, die lässt sie nicht los. Aber sie hat darauf bestanden, dass der Mantel aufgehängt wird, ordentlich.

Der Himmel hinter den Jalousien ist blau und wolkenlos. An der Wand hängt eine Illustration von vier Palmen. Visit Miami. Wir geben uns alle Mühe. Wir tragen alle FFP2-Masken. Im Nebenzimmer soll jemand Buchstaben von einer Tafel ablesen, die immer kleiner werden. Im Wartezimmer sieht man immer genau, wie die Zeit vergeht, weil das Licht wandert von Mensch zu Mensch und aus dem Fenster wieder raus.

Beinahe ein Jahr

Elf Monate und drei Wochen ist es her, dass ich das letzte Mal einen Text geschrieben und hier veröffentlicht habe. In der Schublade gibt es nichts, in der Notizfunktion meines Handys liegen träge ein paar Gedanken herum, Halbsätze, ich habe selten etwas zu Ende gedacht, und wenn doch, dann war es zu furchteinflößend, um es obendrein auch noch aufzuschreiben, vielleicht war es zu schüchtern, ich wollte nichts vorwegnehmen, nicht enttäuscht werden, nicht überschwänglich. Das habe ich ein paar Mal gehört, dass mit der Pandemie spürbar wurde, wie es ist, nichts planen zu können, zurückgeworfen zu sein auf den Moment und in dem irgendwie herum zu existieren. Für mich war und ist die Pandemie geprägt von Wortlosigkeit. Weil ich es nicht schaffte, mich zu sortieren, weil ich in Schockstarre war, weil ich müde war, weil es meiner Meinung nach überall wichtigeres zu lesen gab und ich aus meiner Perspektive nichts Neues hinzufügen konnte. Aber es fehlt mir, das Schreiben. Es fehlt mir so sehr. Und am Ende ist das hier ja mein Garten, in dem ich auch zwanzigmal im Kreis laufen kann, wenn ich es will. It’s my blog and I cry if I want to. Ich hatte vergessen, dass das geht.

356 Tage ist es her, dass hier das letzte Mal ein Text von mir erschienen ist. Damals waren es 19.000 Tote. Fast 500 pro Tag. Nach 50 Wochen und 3 Tagen sind wir bei 101.000 Toten. Während ich das tippe, muss ich schlucken. Seit einer Weile schon folge ich D. auf Instagram, und neulich schrieb sie, wie sie lähmt, dass nie über diese kollektive Trauer gesprochen wird. Genau darum drehte sich mein Text von vor einem Jahr. Tote haben keine Lobby. Immer noch nicht. Wir wollen darüber schreiben. Mehr dazu hoffentlich bald an dieser Stelle. Weil es mir immer noch den Atem verschlägt.

Gestern Abend standen J. und ich im Dunkeln vor einer Wiese, über die ein Meer von Lichtern wehte und ich musste in diesem Moment genau daran denken. An diese 101.000 Menschen. An ihre Familien. An meine. Die Lichter rollten von unten den Hügel hinauf, helle Punkte in einer Welle, es hatte gerade aufgehört zu schneien.

Ich kann meine Gedanken zu all dem immer noch schwer sortieren. Ich bin immer noch müde, vielleicht mehr denn je. Wut macht müde. Diese Wut, die im letzten Jahr in meinen Körper gekrochen ist, wie Sodbrennen überall. Diese Sorte Wut, die nicht weniger wird, wenn man sie äußert, aber die einen erschöpft, weil sie einhergeht mit Ohnmacht. Diese Sorte Wut, die sich anfühlt wie das Gefühl, das kommt, nachdem einem ein Körperteil eingeschlafen ist und gerade wieder aufwacht. Die mich zum Heulen bringt (übrigens auch: das Weinen neu entdeckt und wie es einen erleichtert, wenn man es einfach mal nicht moderiert, sondern lässt).

N. schreibt, wie beschissen es doch ist, dass man mit Kindern immer dann am wenigsten Hilfe bekommt, wenn man sie am meisten braucht: wenn man selbst krank ist oder die Kinder oder man mit ihnen in Quarantäne sitzt. Wie mies die Umstände sind und wie hart diese Zeiten für Eltern und Kinder.

Und mit dem Schreiben ist auch ein Stück Platz für die Musik zurückgekehrt. Und die Sehnsucht nach Konzerten, nach Tanzen, von dem man nach zwei Minuten schwitzt, nach musikalischem Krach, der einem so um die Ohren fliegt, dass Gedanken keinen Platz mehr haben, dass man sich mitten hineinstellt und auch wirklich nur das, dass es einem durch und durch geht, vibriert und berührt und man mitbrüllt und nach zwei Stunden davon entspannter ist als nach drei Tagen Urlaub. Ich höre sie wieder laut, ich höre wieder zu, ich lasse mich berühren (mir ist Musik tatsächlich oft zu viel, wenn in mir eh schon Sturm ist, kennt das noch jemand?) und warte auf den Moment, in dem es auch live wieder geht. Ich bin ein bisschen besser geworden in Geduld.

Heute morgen saßen wir vor dem Café in der Wintersonne, und ein flauschiger Babyhund warf sich auf das Nachbarskind, das quiekte vor Lachen. Nächste Woche stelle ich mich für den Booster an und sollte das klappen, klinge ich evtl. genauso.

Es gibt noch eine Nachricht in eigener Sache. Vor elf Jahren ist ja mein erster Roman bei Suhrkamp erschienen. Nun gibt es ihn auch als Hörbuch bei Audible. Und ihr helft mir sehr, solltet ihr ihn hören, wenn ihr ihn auch bewertet und kommentiert.

Untersicht

In den Tagen zu Hause, in denen ich gehustet und gerotzt habe und das viel zu lange, kam ich irgendwann in diesen Status des sich Ergebens. Hätte ich mich besser bewegen können, hätte ich mich wahrscheinlich auf den Wohnzimmerboden neben den Sofatisch gelegt und wäre einfach da liegen geblieben. Zum einen weil die Yoga-Adriene das immer sagt, dass man sich hinlegen und ergeben soll und dass es doch schön sei, wenn einen der Boden stütze, nicht nur an einer Stelle, sondern an der ganzen Körperrückseite. Bis zu ihren Worten damals hatte ich Liegen noch nie so gesehen. Jedenfalls wäre ich da liegen geblieben und hätte von unten geguckt, weil ich glaube, dass das auch ganz heilsam sein kann, eigentlich für alle, sich einfach mal hinzulegen für eine Weile und aus einer anderen Höhe zu schauen. Auch draußen an der Bushaltestelle vielleicht, im Bus drinnen, wo immer alle nölen, oder beim Warten. Einfach im Liegen warten. Alle. Ich glaube, im Liegen würden alle weniger motzen und hupen. Vielleicht lernt man dabei wirklich was, wie im Schlaf, wo man es nur so schlecht spüren kann, weil man all die anderen Dinge spüren muss, die einem das Unterbewusstsein so hinwirft, weil es am Tag keine Zeit hat und sich um andere Dinge kümmern muss. So ein Tag, an dem alle liegen und höchstens mit Skateboards unter dem Bauch durch die Stadt rollen, wäre mir sehr recht. Man sieht den Himmel und man sieht den Staub und vielleicht vergisst man das nicht sofort wieder, wenn man sich aufrichtet, das ist ja alles immer irgendwann vorbei, deswegen brauchen Leute Erinnerungstage und Gedenktage und Besonderheitstage, weil man immer alles gleich wieder abschüttelt und einen jemand antippen muss, damit man es wieder spürt, wenn auch entfernt, aber wenigstens kurz. Jedenfalls gibt es ein paar Menschen, die gehören zu der Sorte, die den Staub immer im umgekrempelten Hosenbeinende mit sich herumtragen, die schleppen das den ganzen Tag mit sich, was sie gesehen haben, und das muss nicht immer nur schlimm sein, das kann auch ganz gut sein für die eigene Geschwindigkeit, die Gangart und wie man so spricht mit anderen, wie man sich so gibt mit anderen und was man so will von anderen. Und von sich selbst. Die leeren die Taschen nicht sofort aus, sondern behalten noch ein paar Wochen und Monate länger unsichtbar am Körper, was ihnen begegnet ist. Den Himmel halt auch.

It’s gonna feel like shit for a while and one day it’s gonna feel less shit.“ (Claire in „Please Like Me“, was ich nur angeschaut habe, weil Patricia es so empfohlen hat, und dann war es plötzlich das Bezauberndste auf dem Bildschirm seit langem)