Apoplex

Wir rechnen jetzt in guten und in schlechten Tagen, wir drehen die Kalenderblätter um und beschriften sie neu. Wir schreiben auf, wie man Kaffee macht, und hängen den Zettel neben die Maschine. Eigentlich schreiben wir auf, wie man alles macht, und wenn nicht auf Zettel, dann eben von innen an den Kopf. Wir zerlegen den Alltag in kleine Happen und schauen, was reingeht und was eben nicht. Wir nehmen alles in die Hand, sehen es an, legen es wieder weg und machen genau diesen Handgriff erneut. Gemeinsam laufen wir mehrfach in der Wohnung auf und ab, er sagt: „Ich muss ja sehen, was ich habe. Was es so gibt. Um mich zu orientieren.“ An den guten Tagen lesen sich die Schilder flüssig. So halbwegs. An den schlechten Tagen bringen die Buchstaben nichts. Dann steht er da und der Alltag fällt auseinander, all die Happen überall, das verwirrt ihn. Er bleibt dann sitzen. Verläuft sich. Wartet ab. Hört auf zu probieren. Sein Gesicht ist kleiner geworden, sein Radius geschrumpft. An den schlechten Tagen sind die Buchstaben zu viel, und die Geräusche von draußen und die Luft, vor allem die kalte Luft. An den schlechten Tagen machen wir die Fenster zu und holen alle Decken raus. Dann sitzen wir und erzählen ein bisschen, aber nur von den Dingen, über die man sich nicht ärgern kann: Vögel und Rosenkohl. Spatzen kann man nie böse sein. „Alles sieht sieht immer wieder ganz anders aus“, sagt er.