Das Jahr ist einen Monat alt, wir zählen noch in Wochen
Auf den Winter gibt es jetzt Prozente, nur an den Sonntagen, wenn die Läden geschlossen sind, interessiert sich niemand dafür, man läuft in Kreuzberg in Gruppen oder als Paar herum, als wäre das ein Gesetz, und wenn auch ein einzelner, allein spazierender Mensch für ein paar Sekunden stehen bleibt, um sich in die Sonne zu drehen, gerät das Gleichgewicht durcheinander, bekommt die Schrittgeschwindigkeit einen Knick, dann stimmt irgendetwas nicht mehr, sie wissen nur nicht genau, was es ist. Die ersten Vorsätze gelten schon als überholt, in dieser Februarsonne, die erst ein paar Minuten alt ist, kommt plötzlich kurz die Erinnerung an den Frühling zurück, nicht die des Corpus striatum, sondern die der Haut und alles richtet sich danach aus, kriecht beinahe unter dem Mantel hervor, würde kriechen, wenn der Wind nicht so kalt und die Gegend um die Knöchel nicht so entzündet wäre, aber alles geht in Position und nimmt das Knacken in Kauf. Standlichter bräuchte der Mensch, immer und überall, um nicht überrannt zu werden, Standlichter an den Basalganglien als Sonderangebot. Super-Sale. Dreifach Rabatt auf alles. Alles muss raus. Auf einem A4-Papier, das jemand an die Hauswand unter das Werbeplakat gepappt hat, steht: Bitte weniger Hackfressen. Auf einem weiter hinten: Umstände außerhalb von uns. Niemand war wach, bevor der Schnee getaut ist, niemand hat ihn wirklich gesehen, als hätte sich die Stadt ganz sanft verdoppelt, verdreifacht, wäre wie mit Hefe verknetet ein bisschen größer geworden, nur ein kleines Stück, so wie man in sich hinein sinkt und gleichzeitig aufgeht, wenn man sich wohlfühlt. Bevor man einschläft.