Die Landkarte ist nicht das Gebiet
Ich erinnerte mich dieser Tage an die Fahrt mit dem Zug, als es noch warm war. Ich fuhr in den Süden, um vorzulesen, glaube ich, weiß es aber nicht mehr so genau, jedenfalls setzten sich zwei voll bewaffnete Polizisten in Schutzkleidung in mein Abteil. Ich erinnere mich an meinen angehaltenen Atem und wie ich vermied, auf ihre Kleidung zu sehen, auf die Waffen an ihren Gürteln, auf die große Waffe im Arm des einen, an das Gefühl in der Brust, die Beklemmung, an mein Lauschen ihrer Gespräche, an den Reflex mich zu empören, dass sie nicht fragten, ob es okay sei, sich dazuzusetzen, schließlich ist es nicht für jederman normal, mit drei Waffen in einem Abteil zu sitzen, und am Ende sagte ich gar nichts und sprach in Gedanken mit mir selbst und mit ihnen und der Welt, versuchte zu ergründen, woher mein Gefühl kam und was davon mein Innerstes war, was davon anerzogen, was medial draufgelegt und was auch einfach Haltung, von der man glaubt, sie haben zu müssen. Der Zug raste mit hoher Geschwindigkeit an Feldern vorbei, aber ich kam nicht voran.