Würdest du warten?
Woran hat’s gelegen? Und wie viele Wochen lebst du hier schon? Genau hier? Welche ist die Herz- und welche die Kopf- und welche die Lebenslinie und wieso gehen sie eigentlich kaum ineinander über? Wann hast du dich das letzte Mal verbrannt? Handelst du runter? Bist du fair? Wie lange ist es her, dass du eine Postkarte geschrieben hast, eine ohne Urlaub? Bist du besorgt? Bist du der letzte deiner Art? Erinnerst du Stimmen? Wie lange kannst du die Luft anhalten? In Menschenmengen, hältst du es da aus? Und wirst du deinen Namen behalten? Darfst du Dinge, die andere nicht dürfen? Wenn das hier kein Sommer ist, was ist es dann? Wenn du jetzt ein Lied aussuchen solltest, welches würdest du wählen? Und wenn du eine Stunde zurückholen und noch einmal leben könntest, wer wäre dabei? Bist du lichtempfindlich? Ist dieses Bild dir wichtig? Findest du auch allein hin? Welche Zeile hast du wohl am häufigsten gelesen? Knipsen oder schneiden? Weißt du, wer über dir wohnt? Denkst du immer noch darüber nach? Was hast du verliehen und nie wieder bekommen? Hast du noch etwas, das jemand anderem gehört? Ist das ein Riss oder ein Kratzer? Füllst du auf oder kaufst du neu? Mit Sahne? Erschrickst du manchmal vor dir selbst? Kannst du nähen? Wem hast du das letzte Mal guten Morgen gesagt? Weißt du, wie es deinen Eltern geht? Hast du dir schon einmal etwas gebrochen? Weißt du noch, welches Wort das letzte war zwischen dir und mir? Hast du eine Boombox? Das Geräusch von Tischtennis- oder das von Basketbällen? Gehst du in den Zoo? Triffst du all deine Entscheidungen allein? Wer ist mit dir verwandt? Was wäre besser? Bei was zuckst du zurück? Kapuze oder Schirm? Kannst du das präzisieren? Wann ist es zu spät und wann noch zu früh? Im Fieber, träumst du da? Erschüttert oder berührt? Hältst du dicht? Und ist man gut aufgehoben bei dir? Wo bist du am 31.12.2011? Und kennen wir uns dann schon? Oder noch?
Kommentare
42.
http://www.youtube.com/watch?v=ztOOKet9by0
Warum gehen all deine Worte bloß immer so unter die Haut? <3
Es ist erstaunlich, wie du einen mit deinen Fragen zum Nachdenken, zum Innehalten und sich für einen Moment nur auf eine Frage und die dazu passende Antwort – sofern es eine gibt – konzentrieren lässt, wie du viele, für manche Menschen nebensächliche Dinge in den Mittelpunkt rückst, ihnen Beachtung und Zeit schenkst.
Ich schreibe für die Schülerzeitung eines Gymnasiums in Österreich und verfasse hauptsächlich Buchrezensionen. In der kommenden Ausgabe möchte ich „Und im Zweifel für dich selbst“ vorstellen und dich hiermit fragen, ob es in Ordnung ist, wenn ich auf deinen Blog verweise, damit mehr Menschen, Einblick in deine Gedanken bekommen und sich von deinen kleinen Texten verzaubern lassen können.
Liebe Grüße,
Livia
Es hat sich so ergeben. Ich kann die Wochen gar nicht mehr zählen. Drei sind es schon. Die obere ist für das Herz, die untere für den Kopf, so flache Amplituden, kaum nennenswert, bleibt viel Raum, zwei Handbreit fast, dazwischen die Lebenslinie so phi mal Daumen mittenmang. Heute brannte mir die Sonne einen Fleck auf die Netzhaut. Ich handel mich manchmal runter, flunker aber schon dabei – ja nee, fair bin ich dabei nicht gerade. Das war das Preisausschreiben neulich, irgendwas mit Vereinscard und Stereoanlage zu gewinnen, läuft noch, ist noch alles drin. Da mach ich mir keine Sorgen. Nur manchmal denke ich, wäre schön, wenn es mehr von mir gäbe. Ich hör noch meine Oma, wie sie mir vom Fenster Ihres Krankenhauszimmers hinterherrief und zum allerletzten Mal winkte.  Da könnte ich vor Stille zehn Minuten die Luft anhalten. Untergehen, wie in einer Menge fremder Menschen, sehr beruhigend. Ich würde nie meinen Namen abgeben, aber ich liebe es, wenn Freunde Pete sagen und nur eine mich Pidi und o Pedro nennt. Dafür darf ich Dinge, die sonst keiner darf.  Sommer ist immer irgendwie neu, dass meine Wohnung keinen Balkon hat stört mich in diesem Jahr zum Beispiel gar nicht. Jetzt würde ich noch gerne Há uma música do povo hören, Mariza, das wäre schön. Und noch einmal den 31.12.2000 zwischen 9 und zehn am Abend am Sterbebett und ihren Blick noch einmal beschwören und die Wärme Ihrer Haut. Der Vollmond blendet. Ja, dieses Bild ist mir verdammt noch mal wichtig. Ich zähle keine Zeilen. Ich knipse meine Nägel. Ich wohne unterm Dach, weil ich immer nur den Himmel über mir haben will. Ohne großes Nachdenken. Meine erste LP von Mike Oldfield, Platinum hab ich an Katrin verliehen, die später behauptete, die habe sie sich selbst gekauft  Kannste nichts machen. Ich hab selbst noch einen Band von den ???, den mir in der dritten Klasse der Christian geliehen hat. Eher eine kleine Schramme. Ich kauf gerne neu, liegt vermutlich in den Genen. Auch mal mit Sahne, wegen des Geschmacks. Erschreckend, was ich manchmal denke und in wen ich mich verliebe, weiß aber keiner. Ich nähe, stricken kann ich auch. Ich habe zuletzt Maya guten Morgen gesagt, meine Eltern werden alt, da geht es nicht immer gut, na ja, es geht halt. Ich habe mir nie was gebrochen. Mein letztes Wort war Kaffee. Keine Ahnung, was eine boombox ist, wenn ich das googlen muss, heißt das, ich bin verloren? Ich mag das Geräusch von Basketbällen.  Ich gehe lieber in den botanischen Garten als in den Zoo, aber ich entscheide nicht immer alles allein. Meine Verwandtschaft soll nicht das Thema sein. Wäre besser. Schnecken in Knoblauchsauce lassen mich zurückzucken. Weder Kapuze noch Schirm. Um präzise zu sein, ich habe gerne Regen in den Haaren. Wird spät jetzt, so früh am Morgen. Alles wie ein Fiebertraum. Das berührt mich, wenn jemand sagt, er sei erschüttert. Dicht zu halten, fällt mir schwer. Dennoch, ich kann auch gut aufheben. Ich weiß nicht, wo ich am 31.12.2011 sein werde, aber habe so eine Ahnung. Keine Ahnung, ob wir uns dann schon kennen. Oder noch.
@Livia: Natürlich kannst du das. Vielen Dank!
Ganz oft muss ich bei deinen Posts immer wieder an dieses eine Zitat von Albert Einstein denken: Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört, Fragen zu stellen.
Wow, nach langer langer Zeit wieder auf deinem Blog gelandet, den neuesten Beitrag gelesen und richtig (im positiven Sinne) geflasht worden.
Ganz große Klasse.
Sehr, sehr schön! Innehalten und nachdenken, das macht man viel zu selten. Danke sehr.
Postkarte ohne Urlaub… das hat bei mir grad eingeschlagen wie eine Granate! Fühle mich ertappt… Danke für die inspirierenden Zeilen! Ich hab was nachzuholen.
und zwischendurch zuhören, was der andere antwortet…
Toller Eintrag! Die Fragen inspirieren einen zum Nachdenken und man braucht nicht auf jede sofort eine Antwort… und vor allem bringen sie einen dazu, vielleicht was in seinem Verhalten zu ändern :).