Antrag auf Verlängerung
„Dieses Gefühl ist bei uns nicht gemeldet.“
– „Ich weiß, aber es verschwindet nicht und ich dachte, ich frage mal, ob Sie vielleicht wissen…“
„Ich? Woher soll ich das denn wissen? Aber warten Sie, lassen Sie mich mal nachschauen.“
– „Was schauen Sie denn?“
„Na, wie wir das kategorisieren können. Sonst gibt’s keinen Antrag.“
– „Antrag?“
„Na auf Einbürgerung.“
– „Äh.“
„Oder isset nur auf Urlaub?“
– „Ich weiß nicht so recht. Gerade sieht es nicht so aus. Es hat schon seine Sachen ausgepackt, die liegen überall rum.“
„Ah ja, dit hilft ja schon mal. Sonst habense keine weiteren Hintergrundinformationen?“
– „Nicht so wirklich.
„Glaubense, dit is Wut?“
– „Manchmal.“
„Manchmal manchmal, ’n Formular für manchmal ham wa leider nich.“
– „Entschuldigung. Vielleicht gehen wir dann doch einfach besser wieder.“
„Nee nee, jetzt hauense ma nich ab, das Gefühl bleibt hier schön sitzen, wir haben uns das ja noch gar nicht genau angesehen.“
– „Okay.“
„Hat auch wat von Traurigkeit. Guckense ma.“
– „Schon.“
„Jetzt guckense halt hin.“
– „ICH GUCK DOCH, ICH MACHE NICHTS ANDERES DEN GANZEN TAG.“
„Nun werdense ma nich frech. Ich glaube, dat is Gefühl 47b.“
– „Kann das was?“
„Na sagen wa ma so. Wenn dat übermorgen noch da is, müssense nochmal kommen. Ansonsten erledigt sich das von selbst.“
– „Aber wieso sollte es gerade jetzt verschw-“
„Ich würde mal sagen, ich schicke Sie jetzt damit zu meiner Kollegin, die kann Ihnen bestimmt helfen, 47b ist nun wirklich nicht meine Abteilung, dafür bin ich nicht zuständig. Alles Changierende machen Sie bitte mit meiner Kollegin aus.“
– „Aber die hat mich doch zu Ihnen gesch-“
„Die Nächste bitte.“
Was man in Trauer lernt: Gefühlsbürokratie aushalten.