Nichts allein machen

Hutkrempe

„Was man sich merken muss, also dringend, ist, dass man nichts allein macht. Alles, was man tut, hat in unserer heutigen Zeit mit anderen Menschen zu tun, oder hatte zumindest mal mit anderen Menschen zu tun, nicht einmal einen Schluck Wasser kann man mehr allein trinken ““ und das ist nun wirklich beinahe tragisch. Wenn es im gleichen Atemzug nicht auch manchmal so schön wäre. Denn auch wenn man sich manchmal beschissen allein fühlt, weil man physisch nun ja auch manchmal wirklich allein ist, wenn niemand anders in der Wohnung, im Haus oder gar in der gleichen Straße ist (was selten vorkommt, aber manchmal fühlt es sich ja so an, am liebsten manchmal an Sonntagmorgen, aber das ist eine andere Geschichte), wenn man sich so furchtbar allein fühlt, kann man sich manchmal verallgegenwärtigen (Anmerkung des Gedankens drumherum: dieses Wort streicht das Programm rot an, vielleicht gibt es genau dieses Wort gar nicht, was natürlich ein doch ganz lustiger Witz wäre), dass jeder kleine Schritt, jeder Fussel, jedes bisschen Luft, das man einatmet, mit einem anderen Menschen zu tun hat, schon mal an jemand anderem geklebt hat oder gar durch jemand anderen durchgegangen ist. (Das ist manchmal schön, aber nur wenn man nicht zu lange darüber nachdenkt, dann wird es nämlich eklig.) Und so sehr man es sich manchmal wünscht: Nichts ist wirklich ganz sauber. Im Grunde atmen wir den ganzen Tag andere Menschen ein, wir tragen hundertfach andere Leute und Tiere und Geschirr mit uns herum. Und diejenigen, denen öfter mal alles zu viel ist, die sollten das am besten direkt wieder vergessen. Denn auch das kann der Mensch, wenn er es ein bisschen übt. Dachte ich zumindest. Ich wollte vergessen üben. Ich hatte viel Material und ich wollte etwas damit anfangen, es gefiel mir nicht sehr gut, deswegen beschloss ich: Vergessen wir mal. Und dann sehen wir weiter“, sagt K., als sie nach einem Besuch in der Stadt auf die Insel zurückkommt.